
Hola! Wir sind Bennet und Noreen und studieren Ökologie und Umweltplanung in Berlin. Neben dem Studium arbeitet Noreen in einem Landschaftsplanungsbüro und gemeinsam führen wir hin und wieder avifaunistische Kartierungen durch.
Im Rahmen unseres Studiums haben wir ein halbes Jahr frei, um Praktika zu absolvieren. Einen Monat dieser Zeit wollten wir gerne ein Praktikum in Costa Rica machen, da es hier Regenwald gibt und uns dieses Ökosystem mit seiner Artenvielfalt schon immer sehr interessiert hat. Also haben wir nach Regenwaldschutzprojekten in Costa Rica gesucht und sind bei unserer Recherche direkt auf Tropica Verde gestoßen.
Nachdem wir eine E-Mail mit unserem Anliegen an das Büro von Tropica Verde geschickt haben, bekamen wir sehr schnell eine freundliche Rückmeldung von Ingrith Tilly, die sogleich den Kontakt zu Stefan Rother herstellte. So konnten wir bereits kurze Zeit später in einem Zoom-Meeting mit Stefan und Ingrith besprechen, was wir in Costa Rica machen können und waren sehr begeistert von dem Engagement und dem Organisationstalent von Stefan. Innerhalb kürzester Zeit stand der Plan für unser Praktikum. Wir konnten uns mit all unseren Fragen immer an ihn wenden, er hatte viele tolle Tipps und er hat alles daran gesetzt uns ein tolles Praktikum zu organisieren!! Vielen Dank nochmal dafür!!
Im Folgenden werden wir nun beschreiben wie genau unser Praktikum aussah.
Ein Monat im Regenwald: Zwei Stationen unseres Praktikums
Unser Praktikum war in zwei Abschnitte gegliedert: Zuerst verbrachten wir eine Woche in der Casa Antorcha bei Joeps Familie, um in der Baumschule „Vivero Circular“ mitzuarbeiten. Anschließend waren wir drei Wochen auf der Finca Ninfa bei Nathalia, Felicia und Thierry. Von dort aus arbeiteten wir im angrenzenden, geschützten Regenwaldgebiet „Finca Curré“, das von Tropica Verde betreut wird und sowohl aus Primär- als auch Sekundärwald besteht.
Casa Antorcha, Vivero Circular und ASOGUABO
Wir unterstützen das Projekt ASO.GUA.BO, indem wir in der „Vivero Circular“ mitgearbeitet haben – einer Baumschule, in der typische Regenwaldpflanzen herangezogen werden.
Die Pflanzen sind für die ASO.GUA.BO-Gemeinschaft bestimmt – für die Menschen, die die „Declaración de conservación comunitaria“ unterzeichnet und sich damit verpflichtet haben, ihren Regenwald zu schützen. Die Baumschule soll diese Gemeinschaft unterstützen. Dabei ist es sinnvoll, auf heimische Pflanzenarten zu setzen, statt Zierpflanzen aus anderen Ländern zu verwenden, um die heimische Flora zu erhalten. Tropica Verde ist ein Unterstützer von ASO.GUA.BO.
Gewohnt haben wir in Casa Antorcha (siehe Foto).

Regenwaldpflanzen pflegen – und viel mehr erleben
Unsere Hauptaufgaben lagen in der Pflege der Pflanzen. Wir haben Samen gesät, Pflanzen umgetopft, gedüngt, gewässert und Töpfe mit neuer Erde aufgefüllt. Joep hat sich allerdings auch sehr darum bemüht uns einen abwechslungsreichen Aufenthalt zu bereiten. Er zeigte uns über die Zeit seinen angrenzenden Regenwald. An einem Tag fuhren wir mit Jose Pablo und Ale an den Strand, um Pflanzen zu sammeln, die dort häufig wachsen. Diese setzten wir später in der Baumschule in Töpfe oder direkt in die Erde. An einem anderen Tag haben wir gute Pflanzerde aus zwei Quellen besorgt: aus einem Pferdestall, in dem der Mist bereits zu nährstoffreicher Erde kompostiert war, und von einem abgestorbenen Baum, dessen Holz sich vollständig zersetzt und in Erde verwandelt hatte.
Zudem haben wir eine Inventur, der vorhandenen Pflanzen der Baumschule gemacht, um einen genauen Überblick darüber geben zu können, wie viele Pflanzen welcher Art vorhanden sind. Einmal haben wir sogar Stef beim Ernten von Kurkuma geholfen. Anschließend hat sie uns gezeigt, wie die Verarbeitung bis zum Pulver funktioniert. Am letzten Tag gab es eine „Arbeitsparty“, zu der die Gemeinschaft, Familienfreunde und interessierte Gäste eingeladen waren. Nach einer kurzen Vorstellung des Projekts ASO.GUA.BO packten alle gemeinsam an und unterstützten bei verschiedenen Arbeiten in der Baumschule.
So sah unser Alltag bei Joep (Casa Antorcha) aus
Ein normaler Arbeitstag begann um 7:00 mit einem gemeinsamen Frühstück mit der Familie von Joep. Anschließend wurde bis 12:00/13:00 gearbeitet. Nach dem Mittagessen ging es weiter. Feierabend war meistens zwischen 15:00 und 16:00 Uhr. Anschließend hatten wir bis zum Abendbrot Freizeit, in der wir meistens an den nahegelegenen Strand fuhren. Samstag und Sonntag waren freie Tage.
Unterkunft, Verpflegung und Kosten bei der Casa Antorcha
Wir waren im Haus der sehr aufgeschlossenen, freundlichen Familie von Joep untergebracht und bekamen drei leckere und abwechslungsreiche Mahlzeiten am Tag. Am Abend haben wir auch mal einen Wein zusammen getrunken. Uns wurde sehr viel erklärt und erzählt. Die Familie hat drei Hunde, die oft für gute Laune sorgten. Wir hatten ein Zimmer für uns alleine. Es gab einen schönen Essbereich und Entspannungsbereich mit Hängematte. Pro Praktikumstag haben wir 30 Dollar an die Familie gezahlt und mussten uns dafür um nichts kümmern.
Ein unvergessliches Highlight: Die Schwitzhütten-Zeremonie
An einem unserer Praktikumstage organisierte Wies, die Tochter von Joep, für eine kleine Reisegruppe aus New York, eine Sweatlodge, an der auch Bennet und ich teilnehmen durften. Es war eine wunderschöne, spirituelle Erfahrung und anschließend waren wir „wiedergeboren“. 😉 Vielen Dank nochmal für diese unvergessliche Erfahrung.
Finca Ninfa und Finca Curré
Nathi und Thierry leben mit ihrer kleinen Tochter Felicia auf der Finca Ninfa. Silvio, der Sohn von Thierry, lebt mit seiner Familie temporär auch hier. Thierry hat die Aufgabe bekommen auf die angrenzende Finca Curré, die Tropica Verde seit 1991 schützt, „aufzupassen“. Er soll sicherstellen, dass der Wald unberührt bleibt, nicht illegal gejagt oder abgeholzt wird.

Vom Baumriesen zur Datenkarte – unsere Aufgaben im Regenwald
Unsere Hauptaufgabe war es die ältesten und höchsten Bäume der Finca Curré aufzunehmen. Hierfür sind wir mit Thierry und Silvio an regenfreien Tagen kreuz und quer durch den Dschungel gelaufen. Unser genaues Vorgehen und die Ergebnisse sind in einem kurzen, separaten Bericht dargestellt. In der ersten Woche auf der Finca Ninfa regnete es stark, weshalb wir wenig Zeit im Regenwald verbringen konnten. Stattdessen halfen wir beim Nüsseknacken oder holten Holz für die Feuerstelle und Bambus für die Bio-Char-Produktion. Wir haben den gesamten Prozess der Bio-Char-Herstellung begleitet – von der Holzbeschaffung bis zum fertigen Produkt. Zur Funktionsweise der Bio-Char-Produktion haben wir ebenfalls einen kurzen, separaten Bericht geschrieben. Als es trockener wurde, starteten wir mit der Baumkartierung auf der Finca Curré und begannen, die ersten Bäume zu digitalisieren. In der letzten Woche halfen wir außerdem beim Umpflanzen von Bogenhanf. Er wurde in Reihe zur Erosionsvermeidung an Hängen gepflanzt.
Der Rhythmus des Tages auf der Finca Curré
Ein typischer Tag begann zwischen 5:30 und 6:30 Uhr, wenn wir in die Finca Curré gingen um die Bäume zu kartieren. Thierry bereitete leckeres Essen für ein oder zwei Pausen vor, je nachdem, wie lange wir unterwegs waren. Meistens waren wir gegen 14:00 -15:00 Uhr wieder zurück. Anschließend hatten wir Freizeit, in der wir in den nahegelegenen Fluss springen konnten, Wäsche per Hand gewaschen haben, mit Felicia gespielt oder einfach in der Hängematte gelegen haben. Am Abend halfen wir dann beim Abendbrotmachen. Gegen 20:00 war meistens Schlafenszeit.
An Tagen, an denen es nicht auf die Finca Curré ging, konnten wir länger schlafen. Es gab dann um 8:00 Uhr Frühstück. Anschließend haben wir kleinere Aufgaben auf der Finca Ninfa erledigt. Gegen 12:00 gab es Mittag. Anschließend sind wir oft runter an die Küste gegangen, um die auf der Finca Curré aufgenommenen Bäume, in einem kleinen Hostel, wo es WLAN gab, zu digitalisieren und Karten zu erstellen. Eine Stunde vor Sonnenuntergang, also um 16:30, mussten wir dann zurück zur Finca Ninfa gehen, damit wir im hellen ankamen. Ansonsten kann man auf dem halbstündigen Fußmarsch durch den Dschungel vielleicht die ein oder andere Schlange übersehen. 😉 Auf der Finca Ninfa angekommen haben wir dann meistens noch Wäsche gewaschen und uns im Fluss gewaschen und dann gegen 18:00-19:00 Uhr Abendbrot gegessen.
Leben im Einklang mit der Natur – unsere Unterkunft im Wald
Wir waren auf der Finca Ninfa in einem kleinen „Baumhaus“ untergebracht. Nathi, Thierry und Felicia haben ungefähr 50 m entfernt in einem eigenen „Baumhaus“ geschlafen. Die Familie ist sehr liebevoll, kommunikativ und nimmt einen sehr gut auf. Wir haben uns als Teil der Familie gefühlt und nicht nur als Volontäre. Das war eine besonders schöne Erfahrung für uns. Uns wurde geholfen, wo es ging und Nathi unterstützte uns bei der Organisation von unserer weiteren Reise.
Wir bekamen drei frische und gesunde Mahlzeiten am Tag. Die Familie hat zwei süße Babykatzen. Es gab einen schönen Essbereich und Entspannungsbereich mit Hängematte. Der Fluss, in dem man baden konnte, war direkt nebenan. Pro Praktikumstag haben wir 30 Dollar an die Familie gezahlt und mussten uns dafür um nichts kümmern. Trotzdem sollte hier dazu gesagt werden, dass die Familie ganz ohne Strom und Internetempfang lebt. Gekocht wird über dem Feuer und gewaschen wird sich mit Flusswasser. Das Flusswasser kann nachdem es durch einen Filter gelaufen ist auch getrunken werden und schmeckt sehr gut. Es gibt ein Plumpsklo, dass durch das zutun der Bio-Char, geruchsneutral ist. Durch das einfache Leben haben wir uns als Teil des Waldes gefühlt. Eine ganz besondere, wunderschöne Erfahrung, wie wir finden.
Ein besonderes Erlebnis: Begegnung mit der Lanzenotter
An einem Abend, als es schon dunkel war, wollten wir uns noch im Fluss waschen. Plötzlich entdeckten wir eine etwa zwei Meter lange Terciopelo-Lanzenotter, die ganz entspannt flussaufwärts schwamm. Zum Glück waren wir noch nicht im Wasser. Mit unseren Kopflampen beobachteten wir sie vom Ufer aus – gerade mal zwei Meter entfernt. Später erzählte uns Thierry, dass diese Schlangen höchstgiftig sind und auch gerne mal auf Lichtquellen zuschwimmen. Gut, dass sie sich offenbar nicht für uns interessierte… Das war ein Moment, den wir so schnell nicht vergessen. Seitdem waren wir beim Baden definitiv achtsamer. 😀
Fazit und Ausblick: Dankbar, inspiriert – und voller Ideen
Wir haben uns sowohl bei Joep in der Casa Antorcha als auch bei Nathi und Thierry sehr wohl gefühlt. Die Natur war überall beeindruckend. Statt vom Wecker wurden wir morgens von Brüllaffen geweckt, Kolibris flogen umher, Nasenbären schauten auf der Suche nach Bananen vorbei, Tukane posierten auf hohen Regenwaldbäumen – herrlich.
Für uns war es eine Zeit, in der wir viel über tropische Ökosysteme, alternative Lebensweisen und auch über uns selbst gelernt haben. Leider hatten wir nicht genug Zeit, um die gesamte Finca Curré zu kartieren. Wir haben nur das nördliche Drittel geschafft.
Es wäre also schön, wenn zukünftige Volontäre die Arbeit fortsetzen könnten, idealerweise mit 6 – 8 Wochen Zeit.

VOLONTARIAT
Tropica Verde verfügt nicht über ein explizites Volontär-Programm. Je nachdem, ob in einem unserer Projekte in Costa Rica oder im Infobüro in Deutschland gerade spezifischer Bedarf existiert, können wir versuchen, ein Volontariat über einen bestimmten Zeitraum zu unterstützen. Bewerbungen bitte über unser Formular abgeben. Wir interessieren uns für Zeitdauer, das primäre Interesse sowie Lebenslauf und Motivation. Wir kommen dann so schnell es geht auf deine Anfrage zurück.